Maple - und Mannequin-Stühle im minimalistischen NKSH Loft

Der Ort Nikiszowiec ist ein altes Bergmannstädtchen, das heute eines der interessantesten Viertels der Stadt Katowice ist. Das Städtchen war an den Rhythmus des Lebens von Bergmannfamilien angepasst. In dem Ort stehen neun Wohnblöcke, die aus roten Ziegelsteinen erbaut worden sind, die werden traditionell „familiok“ genannt. Es gab hier auch eine Kirche, ein Hosptal, eine Polizeidienststelle, Läden und Schulen. In einem der Ziegelsteinhäuser ist ein modernes Loft untergebracht, das von den Projektanten des MUS ARCHITECTS entworfen worden ist. Es wurden von den Projektanten unter anderem für die Inneneinrichtung die Stühle Maple und Mannequin eingesetzt. Über das Projekt berichtet einer der Autoren Adam Zwierzyński.
Ist die Region eine Inspiration?
Ja und Nein – es scheint, dass immer das, was uns umgibt, Menschen, die wir treffen, die Architektur, an der wir jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbeigehen, all das Einfluss auf uns hat – mehr oder minder. Wir versuchen jedoch in unseren Arbeiten weiter mit unserer Perspektive über Schlesien hinauszugehen, aber selbstverständlich ist der Ort, an dem wir wohnen eine Inspiration für uns. Schlesien ist inspirierend, für uns persönlich, vor allem das industrielle Erbe und die Relikte der alten Architektur – Orte bis vor kurzem erfüllt von pulsierendem industriellen Treiben, heute oft verwahrlost und in Ruine verfallend. Wir sehen ein unheimliches Potential in solchen Orten, sie sind schön und wertvoll und sollten für Menschen zugänglich gemacht werden.
Welche Grundidee steckte hinter dem NKSH Loft Projekt? Was war die Inspiration bei der Planung des Projektes? Welche Teile des alten Gebäudes sollten erhalten bleiben?
Es ist ein besonderes Projekt und so ist auch seine Lokalisierung. Nikiszowiec ist ein ganz charakteristischer Ort auf der Karte der Stadt Katowice. Die Architektur des Ortes und die Atmosphäre sind außergewöhnlich stark und dominant. Selbstverständlich nimmt das auch Einfluss auf das innenarchitektonische Projekt, obwohl die Sprache der Architektur, derer wir uns bedienen, weniger malerisch und wortwörtlich ist. Die Hauptpriorität des Projektes war es, einen möglichst großen Raum zu schaffen – Offenheit und Funktionalität und Schlichtheit zu erreichen auf 50 Quadratmetern. Die Innenräume sollten modern sein, und sie sind modern. Es ist ein zeitgenössischer formaler Transfer, der an einem historischen Ort verankert ist. Die existenten Elemente wurden beibehalten und exponiert, die Wände wurden in Weiß gehalten – sie wirken durch ihre Oberflächenstruktur, nicht durch intensive Farbe. Wir haben auch den Originalholzfußboden behalten, farblich wurde er heller gestaltet und renoviert. Wir haben auch eine Ziegelwand freigelegt, auf der ganzen Länge der Fensterwand.
Hat die Realisierung des NKSH-Projektes Eure Erwartungen erfüllt, nachdem es fertig war?
Ich denke schon. Die Mittel waren sehr begrenzt, trotz dessen scheint uns, dass man das Ziel von Einfachheit und Räumlichkeit erreicht hat, die wir uns als Ziel gesetzt haben.
Nach welchen Kriterien habt Ihr die Möbel ausgesucht, die ihren Weg in das Loft fanden?
Die Mehrzahl der Möbel entstand anhand unserer Projekte und wurde individuell nach Bestellung angefertigt. Wir wollten eine Situation vermeiden, in der die Räume an die Möbel angepasst werden. Die Möbel sollten einen Raum vervollständigen, sie sollten sich mit dem Raum integrieren. Die meisten Möbel bilden den Hintergrund, sie wurden auf die Ebene eines Elementes reduziert, das in die Architektur integriert ist, andere aber stechen hervor, sie sind Akzente, eine Lampe oder die Stühle, mit ihrer besonderen Form auf dem Hintergrund der einheitlichen Einbaumöbel.
Ihr sagt über euch selbst, dass Ihr zugleich innovativ und praktisch sein möchtet. Wie wirkt sich das auf konkrete Lösungen in Euren Projekten aus?
Wir beschäftigen uns damit Räume zu schaffen, Funktionen und Formen zu kreieren, unabhängig von der Skala. Wir stimulieren und folgen unserer Vorstellungskraft, um die besten kreativen und konstruktiven Lösungen zu finden. In der Alltags-Realität realisiert sich das in Projekten, die durch ihre Gestalt, Struktur und Form die zeitgenössische Realität erzählen, auf eine individuelle oft lapidare, synthetische, dennoch aber vielschichtige Art. Ein übergeordneter Wert ist für uns immer eine direkte gezielte Antwort auf die gestellte Frage, die Funktionalität und der praktische Aspekt des Raumes sind die Schlüsselaufgaben, doch beim Entwerfen versuchen wir Ansatzpunkte in formellen, symbolischen oder allegorischen Inspirationsquellen zu finden, die mit dem Realisierungsprojekt verbunden sind – diese Verschmelzung reiner logischer Funktion verbunden mit der stärker poetischen Suche nach metaphorischer Verbindung, vom Anfang des Wirkungsprozessen an, resultiert oft in einer vertieften Antwort auf die gestellte Frage – eine Form zugleich praktisch aber auch innovativ und mehrdimensional.